LESEPROBE 1:
„Ryan ...“
Er wirbelte herum.
Da stand diese Verrückte. Eingewickelt in ihren Morgenmantel.
Sofort war seine Wut wieder da. „Was?“, bellte er.
„Brauchst du Hilfe?“, fragte sie ganz sachlich und lehnte an den Felsen neben seinem Zelt. Nicht im Geringsten schien sie sich daran zu stören, dass er vor ihr stand - wie Gott ihn geschaffen hatte.
Ja. „Von dir bestimmt nicht“, fauchte er. Sie war echt unglaublich, lehnte da, als wäre nichts gewesen und als wäre sie nicht gerade an die Leistungsgrenze ihres Körpers gekommen. Oder als gäbe es keine Bedrohung durch irgendeinen durchgeknallten Typen. Wie machte sie das? 1a-Verdrängung? „Hast du noch nichts von Privatsphäre gehört?“. Seine Stimme war nur ein Knurren.
„Ich habe schon so viele nackt gesehen, das ist im Showbiz keine Besonderheit“, antwortete Mel lapidar. „Du bildest keine Ausnahme.“
„Aber vielleicht stört es ja mich.“ Nicht, dass das ernsthaft so war. Ehrlich gesagt, war es ihm schnurzpiepegal.
„Dein Problem.“
Aha. Er könnte sie schon wieder würgen. „Wir werden die Aktion abbrechen. Ron weiß schon Bescheid. Sonst noch was?“ Heftig rubbelte er sich über das Gesicht und raufte sich die zu langen Haare.
„Eigentlich wollte ich dir nur helfen ... und mich bedanken ...“, immer noch ohne große Regung in der Stimme und mit Gleichmut im Gesicht.
Oh, bedanken. Das wurde ja immer besser. Mit drei langen Schritten war er bei ihr und stützte seine Arme rechts und links von ihr ab. Dabei kam er ihr gefährlich nahe. Mal gucken, wie sie das fand. Er wollte sie aus der Reserve locken und wütend machen. So wütend, wie er gerade war. Und da er wusste, dass sie Nähe, jedenfalls seine, nicht gut ertragen konnte, rückte er ihr auf die Pelle. „Und wie soll dein Dank aussehen? Willst du mir wieder meine Wunden zunähen, die ich wegen dir erleide? Das reicht langsam nicht mehr.“ Vor Wut hob und senkte sich sein Brustkorb heftig.
Immer noch völlig ungerührt stand sie vor ihm. Ihr Blick wanderte von seiner unteren Hälfte nach oben und heftete sich auf seine Lippen, wie festgesaugt. „Ich ...“ Ihre Finger wanderten an sein Kinn.
Das war völlig absurd ... und ausgeschlossen. Er zuckte zurück. „Oh nein ... Komm nicht auf die Idee, mich verführen zu wollen oder sowas. Das ist kaum geeignet. Und ehe ich mich mit dir einlasse, friert die Hölle zu!“ Seine Stimme war ein wutverzerrtes Grollen.
Ihr Blick schnellte zu seinen Augen.
Eine Sekunde meinte er etwas in ihren ‑ jetzt wieder goldenen ‑ aufblitzen zu sehen. Dann war es verschwunden.
Ihr Ausdruck wurde total abschätzig. „Da stimme ich dir zu. Und ich wollte auch nur ‚Danke‘ SAGEN. Übrigens, du hast da einen blauen Fleck.“ Mit diesen Worten bohrte sie ihren Zeigefinger in sein Kinn.
„Zzzzz.“ Ryan zischte. Das tat weh. Also der Fleck.
Ungerührt fuhr sie fort: „Ich nehme deine Entscheidung zur Kenntnis. Aber ...“
„Bevor du mir wieder mit Geldentzug drohst: Schieb dir deine Kohle sonst wo hin. Entgegen deiner Meinung von mir ... BIN ICH NICHT KÄUFLICH!“
Noch nicht genug, es darf noch ein bisschen mehr sein?
LESEPROBE 2:
Prolog
2014
Libyen
Er kniete auf dem Boden und riss die SIG Sauer hoch. Ruhe überkam ihn. Sorgfältig zielte er. Der erste, den er traf, brach tot zusammen. Dann wirbelte er herum, erschoss den zweiten, den dritten und den vierten. Mit vier Schuss. Als er sich aufrichtete, blickte er in die wütenden Augen des Gruppenführers. Ohne weiteres Zögern richtete er die Pistole auf dessen Stirn und drückte ab.
Diejenigen, die hinter dem Anführer in den Raum drängten, erstarrten.
Er nahm sie unter Beschuss, hatte aber nicht mehr genügend Munition im Magazin. Doch das störte ihn nicht weiter. Jede Kugel traf.
Allerdings pfiffen ihm ebenfalls Geschosse um die Ohren. Seine Deckung, ein alter Holztisch, hatte schon bessere Tage gesehen. Dann war das Magazin leer.
Zum Nachladen blieb keine Zeit. Gerade als er die zweite SIG zog, traf ihn etwas in die Brust.
Die Waffe rutschte ihm aus der Hand. Keuchend ging er zu Boden. Kevlarweste hin oder her, es raubte ihm definitiv den Atem.
Es regnete weiter Kugeln um ihn herum und er wusste, dass sie näherkommen würden, um zu checken, ob er tot war.
Sollten sie ruhig.
Allmählich bekam er wieder Luft. Unauffällig tastete er nach der Pistole. Doch sie lag außerhalb seiner Reichweite.
Schnell wog er ab: Leere SIG nachladen oder Überraschung mit Kampfmesser.
Er entschied sich fürs Kampfmesser und kniff die Augen zu Schlitzen zusammen.
Als der erste Fuß in sein Blickfeld kam, durchtrennte er seinem Gegner blitzschnell mit einem sauberen Schnitt die Achillessehne.
Schreiend ließ der die Waffe fallen und kippte nach hinten, auf seinen Kompagnon.
Er fing die Waffe auf, riss sie hoch und zog den Abzug durch.
Bap. Bap. Zwei Schuss, zwei Treffer.
Er horchte in den Raum. Keiner kam mehr nach. Mühsam richtete er sich auf und rieb sich den Brustkorb. Die Schmerzen setzten ein. Das würde ein fettes Hämatom werden.
Während einer Aktion spürte er in der Regel so gut wie nichts, aber sobald das vorbei war, war es, als kämen die Schmerzen fünffach zurück. Jetzt gerade kam er sich uralt vor.
Er sprach ins Headset. „Alle Tangos erledigt, inklusive Alpha.“ Dann ging er an den Leichen vorbei und ritzte sein Zeichen in eine Nische der Wand, ein georgisches ‚D‘ mit einem ovalen Halbkreis oben herum: Eine Marotte von ihm.
Zehn Tage später
Libyen
Wütend hieb Asim auf den Tisch. Der Dämon hatte wieder zugeschlagen. Er vermutete, dass dieser Bastard für die Amerikaner arbeitete und zu einer Spezialeinheit gehörte. Überall hinterließ der Hurensohn sein Zeichen. Aber wer das war, war nicht auszumachen. Auf jeden Fall war er ein Alptraum und langsam nahm Asim das verdammt persönlich.
Wenn er ihn jemals in die Finger bekommen würde, würde er ihn häuten lassen.
USA
Pure Mordlust stieg in ihm auf. Als fiele ein Vorhang. Im wahrsten Sinne des Wortes sah er rot. Alles versank in rotem Nebel: jedes bisschen Verstand, das ihn hätte anders handeln lassen können.
Rasend vor Zorn packte er diesen Wichser, riss ihn von ihr herunter und schleuderte ihn gegen die Wand. Mit solcher Brutalität, dass der Putz rieselte.
Der Kopf des anderen krachte gegen die Ziegel. Es knackte.
Dann war er bei ihm. Und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Dumpfe Schläge. Was anderes verdiente der Arsch nicht.
Der erste brach dem Gegenüber die Nase.
„Aufhörn ... werde dissssss vernischtn ... schwörich.“ Die Worte waren kaum zu verstehen.
Der zweite brach das rechte Jochbein.
Wimmern.
Der dritte das linke Jochbein.
„Aaaaaaaahhhh!“ Ein Schmerzensschrei.
Der vierte den Kiefer.
Röcheln, sonst Stille.
Der fünfte landete wieder auf der Nase.
Stille.
Der sechste an der Schläfe.
Stille.
Der siebte wieder das linke Jochbein.
Vollkommene Stille ...
TEIL EINS
2019
RYAN
Eins
Tag Eins
Ryan DaSilva blickte kurz in die Sonne. Dann nahm er die Sonnenbrille und das Cap ab, rieb sich mit der Ellenbogenbeuge den Schweiß aus Augen und Stirn, bevor er beides wieder aufsetzte. Es war so verdammt heiß! Auf dem Flugfeld stand die Luft. Eigentlich freute er sich, dass er bald im Wald war. Eigentlich. Denn auf den aktuellen Auftrag hatte er so viel Lust wie auf eine Wurzelbehandlung. Eine verwöhnte Filmdiva für den Dreh eines Werbespots durch die Wälder zu führen … Wieder überkam ihn eine solche Ablehnung, dass er es körperlich spürte.
Er atmete tief durch und machte sich auf den Weg.
Es nützte ja alles nichts, er musste dahin. Ron Taylor, sein Arbeitgeber, war der Einzige, der ihm eine Chance gegeben hatte. Und deshalb fand Ryan, dass er es Ron wirklich schuldete, diesen Auftrag anzunehmen. J. Hawkins, Verantwortlicher des Managements der Diva, hatte auf ihn als Reiseführer bestanden und dafür einen Riesenbetrag springen lassen. Sie hatten 20.000 Dollar geboten und 10.000 bereits gezahlt. Mit diesem Auftrag konnte Ryan seine ‚Altlasten‘ mehr als ausgleichen.
Während er mit langen Schritten auf das Camp zuging, hob der Heli, der ihn abgesetzt hatte, ab, um zurückzufliegen. Ryan steuerte das Mannschaftszelt an, in dem normalerweise alle gemeinsam aßen. Was ihn da wohl erwarten würde? Oder vielmehr wer? Beim besten Willen konnte er sich nicht vorstellen, dass die Diva mit allen gemeinsam aß.
Er kannte keinen Film von ihr, was aber eher daran lag, dass er nie ins Kino ging und wenig Fernsehen schaute. Also hatte er ein bisschen gegoogelt, um wenigstens halbwegs zu wissen, mit wem er es zu tun hatte. Das hätte er besser nicht getan. Jetzt wusste er, dass sie eine echte Diva war. Deshalb dachte er auch nur mit diesem Spitznamen an sie und meinte ihn wenig schmeichelhaft. Sie galt als hochnäsig, kompliziert und dickköpfig. Zumindest hinter der Kamera. Vor der Kamera galt sie als künftige Oscar-Preisträgerin mit großem schauspielerischem Talent. Die Bilder, die er im Internet gesehen hatte, zeigten eine große schlanke Rothaarige mit Wallemähne, irritierend grünen Augen in einem makellosen, stark geschminkten Gesicht und mit ‑ wie sollte es anders sein – ebenmäßigen weißen Zähnen, die sie mit einem perfekten Zahnpasta-Lächeln brav in die Kamera hielt. Es verstand sich von selbst, dass sie stets nur in knappen, das Wesentliche gerade eben verhüllenden Kleidern abgelichtet wurde. Wie das bei einigen dieser Hollywood-Weibchen eben üblich war.
Das versprach wirklich spaßig zu werden. Hauptsache sie trug keine High-Heels auf ihren Wanderungen.
Als Ryan das Zelt erreichte, schlug er die Plane zurück, trat ein und schob sich die Sonnenbrille in die zu langen Haare. Ein Friseur hätte einiges zu tun und würde sich über seinen Besuch sicherlich freuen.
Direkt vor ihm standen vier Schränke in schwarzen Cargohosen und schwarzen T-Shirts, die sich leise unterhielten. Das Wort Bodyguard leuchtete praktisch auf ihrer Stirn wie Reklame am Times Square.
Super Farbe, Jungs! An sich war der Look nicht verkehrt. Im Prinzip hatte er das gleiche an, aber bei der Farbwahl hatten die Typen bei der sengenden Sonne, die gerade alles in die Knie zwang, doch eher ins Klo gegriffen. Ryan war froh, dass er in Khakifarben unterwegs war.
Sein geschulter Blick nahm hinter den vier Kerlen einige weitere Personen wahr: Eine androgyne Erscheinung, bei der man nicht wusste, ob es Mann oder Frau war. Er tippte auf Mann und verdrehte innerlich die Augen. Jeder nach seiner Fasson, doch seins war das nicht. Hauptsache, der wollte nicht auch in High-Heels wandern.
Eine Frau, die völlig aufgedonnert war. Mit lackierten Krallen, für die sie einen Waffenschein brauchte, und aufgespritzten Schmolllippen, in knallengem Oberteil und Shorts, aus denen die Pobacken hervorquollen. Das Haar platinblond.
Das Neutrum und die Blonde beugten sich über eine Zeichnung. Dabei fielen der Perle zur Krönung fast die Möpse aus dem tiefen Ausschnitt.
Wie um alles in der Welt sollte er diese Erscheinungen zu den vereinbarten Plätzen führen?
Acht weitere Typen, die in eine hitzige Diskussion über technische Details verstrickt waren, hockten in halbwegs normalen Trekkingklamotten herum. Die Wörter ‚Ton‘ und ‚Kamera‘ ließen auf die Filmcrew schließen.
Weiter hinten im Halbdunkel sah er noch einen Mann mit grauem Bürstenschnitt und eine Rothaarige mit Zopf. Der Grauhaarige war ähnlich gekleidet wie er. Ryan schätzte ihn auf sechzig. Der Rotschopf stand mit dem Rücken zu ihm, in einem lockeren weißen Top, ähnlich eines Herrenunterhemds, und einer graubraunen Leinenhose.
Im selben Moment, als der Grauhaarige ‑ und alle anderen ‑ den Blick hoben, packte eine Hand grob Ryans T-Shirt. „Wer bist du? Ausweis! Was machst du hier?“
Der nächststehende Bodyguard hatte ihn gepackt. Er war ungefähr so groß wie Ryan und hatte eine ähnliche Statur, vielleicht schwammiger in der Bauchregion, dafür aber etwas breitere Schultern.
Mit zusammengepressten Lippen starrte Ryan auf die Hand, die sich in sein T-Shirt krallte, und war ernsthaft in Versuchung, dem Gegenüber die Griffel zu brechen. Aber dann besann er sich. Schließlich machte der Typ nur seinen Job.
Beschwichtigend hob Ryan die Hände und trat einen Schritt zurück. Zumindest wollte er das. Aber der Kerl ließ sein T-Shirt nicht los.
„Herrgott Meyers, lass ihn los“, schnauzte eine weibliche Stimme aus dem Hintergrund. „Das ist unser Guide. Hast du dir die Infos nicht durchgelesen, die verteilt wurden?“ Verächtlich fügte sie hinzu: „Woher zum Teufel willst du dann wissen, wer hier reindarf und wer nicht?“
Widerwillig und wütend über die Zurechtweisung vor versammelter Mannschaft ließ Meyers Ryan los.
„Begrapschst du mich noch einmal, breche ich dir die Hand.“ Ryans Stimme hörte sich so emotionslos an, als spräche er übers Wetter, aber er blickte Meyers fest in die Augen. Niemand packte ihn ungestraft an.
Meyers wurde noch wütender und wollte ihn sich direkt wieder schnappen. Doch sowohl Ryans schneller Ausweichschritt als auch das gezischte „Meyers!“ ließen ihn innehalten.
„Kommen Sie zu mir!“, bellte der Rotschopf aus dem Hintergrund.
Wenn du mich sooo freundlich bittest, Schätzchen. Ryan spürte Meyers vernichtenden Blick im Rücken, als er zu der Rothaarigen schlenderte: Mel D’Angelo.
Er ließ sich Zeit, der Befehlston war nicht so sein Ding - nicht mehr.
In aller Ruhe nahm Ryan weiter die Umgebung in sich auf, bis er vor ihr stand. Er hielt ihr die Hand hin. „Ich bin ...“
„Ich weiß, wer Sie sind.“ Sie ignorierte seine Hand und schaffte es allen Ernstes, obwohl sie kleiner war als er, ihn von oben herab anzuschauen. Dazu hob sie leicht die Nase und senkte die Lider. Ihr Blick wirkte verächtlich. Nicht mal der Anflug eines Lächelns regte sich in ihrer Miene. Eigentlich zeigte sich gar keine Emotion auf ihrem Gesicht. Auch ihre Stimme war gleichgültig, völlig sachlich. „Und Sie wissen, wer ich bin. Das können wir uns also sparen. Sie werden von uns bezahlt und das nicht zu knapp. Sie führen uns durch die Wälder. Das ist alles, was ich wissen muss.“
Wow, welch herzliche Begrüßung. Ryan fühlte, wie sein Widerwille wuchs und sich in seinem Gesicht manifestierte. Um nicht etwas richtig Dummes von sich zu geben und um sie zu provozieren, verschränkte er die Arme vor der Brust und betrachtete sie eingehend. Soviel Zeit musste sein. Ganz bewusst ließ er den Blick langsam von oben bis unten über sie gleiten.
Eigentlich sah sie ganz normal aus. Ungeschminkt, ein paar Sommersprossen auf einer kleinen spitzbübischen Nase, die sich perfekt zum Hochnäsigsein eignete, kein Zahnpasta-Lächeln. Absolut kein Lächeln. Er schätzte sie auf 1,75. Damit war sie etwa 30 Zentimeter kleiner als er. Weder absolut makellose ‑ lediglich normal reine – Haut noch High-Heels, sondern Flip-Flops. Allerdings wanderte es sich darin auch nicht wesentlich besser. Was auch nicht wie in den Hochglanz-Magazinen war: das helle Braun ihrer Augen. Sie wirkten fast golden. Hatte sie nicht grüne Augen? Whatever, da hatte er sich wohl geirrt. Was wusste er schon? Wirklich interessiert hatte er sich bisher nicht für sie. Strahlen taten diese Augen auch nicht. Allerdings hatte sie, wie er jetzt feststellen musste, eine dunkle Korona um die hellbraune Iris. Außerdem war die Diva definitiv zu dünn ‑ für seinen Geschmack. Wenigstens hatte sie keine gepimpten Titten. Immerhin.
Er bemerkte, dass ihn alle erwartungsvoll anstarrten, inklusive Mel D’Angelo. Entweder, weil sie Infos von ihm erhofften, oder einfach sehen wollten, wie er mit diesem netten Empfang umging.
Er gab Mels Starren einfach zurück, focht ein stummes Blickduell mit ihr. Aber sie hatte sich weder durch seine Musterung provozieren lassen, noch ließ sie sich durch seinen Blick verunsichern. Na ja, war vielleicht auch nicht die geeignetste Methode, jemanden herauszufordern, der es gewöhnt war, von Tausenden angegafft zu werden.
In dem Moment, als er den Blick abwenden wollte, fragte sie: „Wie geht’s weiter?“
Na Schätzchen, doch unwohl gefühlt? Zwar hatte sie optisch keine Regung gezeigt, aber die Frage, mit der sie jetzt das sich ausbreitende Schweigen überwand, wertete er als Zeichen, dass ihr die Situation doch nicht so angenehm war, wie sie glauben machen wollte.
Da er sowieso die Aufmerksamkeit aller hatte, konnte er sein für den Abend geplantes Briefing genauso gut jetzt machen. Er drehte sich so, dass er alle im Blick hatte. „Mein Name ist Ryan, ich bin euer Guide, wie ihr mittlerweile schon mitbekommen habt.“ Dabei blickte er Meyers spöttisch an. „In euren Filmkram quatsche ich euch nicht rein und ihr mir nicht ins Guiding. Unterwegs gelten meine Regeln. Ich bestimme, wann wir aufstehen, wann wir rasten, wo wir langgehen und wann’s gefährlich wird. Keinen Müll und vor allem keine Kippen fallen lassen.“ Wieder wanderte sein Blick zu Meyers und einem seiner Bodyguard-Kumpel, die sich eine Kippe angesteckt hatten.
Meyers stierte ihn stinksauer an. Seine Hand wanderte in einer eindeutigen Geste zu der Beretta im Schulterholster.
Doch das juckte Ryan nicht die Bohne. Ungerührt setzte er das Briefing fort. Klärte sie über die Gefahren auf, die unterwegs lauern konnten. Was im Falle einer Begegnung mit einem Grizzly zu tun war. „Außerdem braucht ihr Sonnenschutz“, fügte er am Ende hinzu. „Sowie andere Klamotten. Vor allem festes Schuhwerk.“ Damit zeigte er auf das ‚Es‘ und die Blonde. Dann wanderte sein Blick weiter zu Mel. „Du auch, Mel.“
„Für Sie Miss D’Angelo“, kam es prompt herablassend von ihr.
Innerlich verdrehte Ryan die Augen. Die Zicke nervte – jetzt schon. Wie sollte er das bloß zehn Tage aushalten? „Okay Schätzchen ...“
Neugierig geworden? Dann lies weiter in Der bittere Geschmack der Lüge
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