STÄHLERNE HERZEN-REIHE

Bei den lose miteinander verbundenen Romanen aus der STÄHLERNE HERZEN-Reihe handelt es sich  um Dark Thrill Romance aus dem Ruhrgebiet, wo der Geist von Kohle und Stahl noch heute den Willen und die Herzen der Menschen „stählt". 

Neben Action und Spannung knistert es in diesen Geschichten vor Erotik und Liebe.

Jeder Roman kann für sich gelesen werden.

Allerdings bezieht sich die Geschichte STÄHLERNE HERZEN · UNBERECEHNBAR auf Handlungen und Personen aus "STÄHLERNE HERZEN · UNBEUGSAM" sowie "STÄHLERNE HERZEN · UNORTHODOX" und es schadet nicht, diese zu kennen ;-)

 

Informationen/Leseproben

Information:
Folgende Personen und Orte, die in STÄHLERNE HERZEN·UNBERECHENBAR eine (kleine) Rolle spielen, sind bekannt aus den Vorgänger-Romanen
"STÄHLERNE HERZEN · UNBEUGSAM"          Fade, King, Claire und das Ruhrgebiet.
"STÄHLERNE HERZEN · UNORTHODOX"      Fade, King und das Ruhrgebiet

LESEPROBE 1:
„Du … du elender Psychopath!“
Falls es ihr die Situation erleichterte, würde er ihr geben, was sie wollte. Wahrscheinlich war er tatsächlich einer, auch wenn er über die Hälfte seines Lebens nicht als solcher über die Erde gewandelt war. Vor DEM Ereignis war er völlig normal gewesen. Aber mittlerweile trafen einige Symptome auf ihn zu: oberflächlich, charmant, manipulativ, gewissenlos, gefühlskalt, promiskuitiv, unsozial. Deshalb grinste er Ella diabolisch an. „Stimmt!“
Ihre Pupillen waren mittlerweile so weit, dass ihre Augen schwarz wirkten. Interessant.
„W-w-was willst du von mir? Ich hab dir dein Scheiß-Leben gerettet“, brachte sie stotternd heraus.
Er ging nicht darauf ein. „Wer will dich tot sehen?“
Ihre Augen wurden noch größer, sofern das überhaupt möglich war. „M-Mich? Ich …“
„Du bist zum Abschuss freigegeben“, unterbrach er sie. „Glaub mir! Also wer?“
Sie keuchte, als die Erkenntnis sie wie ein Hammer traf. „D-du … du warst nicht zufällig im Wald. D-du warst da, um mich zu tö-töten“, sagte sie tonlos. „Aber wieso? Ich verstehe nicht. Ich kenne dich doch gar nicht.“ Nun flossen ihre Tränen ungehindert. Dann schniefte sie. „Moment mal, w-was heißt zum Abschuss f-freigegeben? D-du wurdest beauftragt. Du tötest Menschen für Geld.“
Jepp, sie zog die richtigen Schlüsse. Er brauchte ihr nichts erklären. „Wer?“, fragte er nur.
„Ohgottohgottohgott!“ Ihr Körper wurde von Schluchzern geschüttelt.
Mit dem eigenen Tod konfrontiert zu werden, würde wohl jeden umhauen, auch die kleine starke Ärztin. Fade ließ sie weinen, bis sie sich beruhigte, was erstaunlich schnell der Fall war. „Lady, wer?“
„Ich … ich … weiß nicht. Niemand.“
Er hob nur eine Augenbraue. Schließlich wussten sie jetzt beide, dass der Sachverhalt anders lag.
„Wirklich, ich habe keine Ahnung. I-ich war mal verheiratet. Ich h-habe mich gegen drei andere Bewerber bei meinem Job durchgesetzt. M-mein Ex-Mann hat s-seine letzte Frau f-für mich verlassen. E-es gibt viele Möglichkeiten, warum jemand wütend auf mich sein könnte, aber u-umbringen …“ Sie verstummte und blinzelte die Tränen weg. Dann legte sich der Blick ihrer schönen, vor Tränen schwimmenden braunen Augen auf ihn. „Wirst d-du es t-tun?“
Shit. Er war ein elender Wichser und scherte sich nicht um die Gefühle anderer. Aber hier und jetzt hatte diese taffe kleine Lady die Wahrheit verdient. Deshalb nickte er einmal knapp.
„Oh Gott, ich habe meinen Mörder gerettet.“
Ja, das entbehrte nicht einer gewissen Ironie...


Noch nicht genug, es darf noch ein bisschen mehr sein? 
 

LESEPROBE 2:
Eins
Zur Hölle, wo blieb Fade? Die Maschine war doch schon längst gelandet. Er hatte absolut keinen Bock, zu spät nach Hause, nach Dortmund, zu Claire zu kommen. Himmel, wie er diese Frau liebte. Er bekam nicht genug von ihr.
King drehte sich zur Seite und plötzlich stand Fade vor ihm, wie aus dem Boden gewachsen, die Arme vor der athletischen Brust verschränkt, und beobachtete ihn in aller Seelenruhe.
„Wie lange stehst du schon da?“, knurrte King.
Fades Mundwinkel zuckte für eine Millisekunde. „Keine Sorge, bin gerade erst angekommen. Du hast mich nicht übersehen.“
King betrachtete den Kumpel. Fade trug seinen Straßennamen nicht von ungefähr. Er war wandlungsfähig wie ein Chamäleon und imstande, so unscheinbar und durchschnittlich auszusehen, dass er mit seiner Umwelt dermaßen verschmolz, dass er darin verblasste. Aber das täuschte. Der Kerl war alles andere als unscheinbar. Er war charismatisch, verflucht gut aussehend - beim zweiten Hingucken, beziehungsweise wenn er es darauf anlegte. Außerdem war er extrem beeindruckend, jedenfalls, wenn man in seinen Fokus geriet und er zu dem Raubtier mutierte, das er wirklich war: ein eiskalter, tödlicher Predator. Deshalb passte, wenn er es sich recht überlegte, in seinen Augen der Vergleich mit der Filmfigur viel besser als der mit einem Chamäleon. Und der Predator konnte sich auch unsichtbar machen.
Fade schob sich die Haare aus der Stirn. Heute trug er Bartstoppeln, die das markante Kinn mit dem Grübchen zu verdecken begannen.
„Das Auto steht da drüben.“ King nickte zur anderen Straßenseite hin.
Fade schulterte den Seesack und stapfte hinter ihm her.
„Will ich wissen, warum du in Deutschland bist?“
„Eher nicht. Zwei Aufträge“, erklärte der Doofmann kryptisch.
King beschloss, nicht weiter nachzufragen. Besser war besser. „Mein Angebot steht, Fade! Du wärst mir sehr willkommen. Zusammen könnten wir auch in den USA ein Sicherheitsunternehmen aufziehen.“
Aber der sture Hund schüttelte nur den Kopf – wieder einmal.
Wie oft hatte King ihn in den vergangenen acht Jahren schon gefragt, ob er sich mit ihm zusammentun wollte. Doch der gnadenlose Killer neben ihm lehnte jedes gottverdammte Mal ab.
King war selbst kein unbeschriebenes Blatt und hatte schon reichlich Leute über den Jordan befördert, war absolut nicht zimperlich bei der Anwendung von körperlicher Gewalt, um seine Ziele zu erreichen oder bei seinem Hobby: illegale Käfigkämpfe ohne Regeln. Gegen Fade jedoch war er ein Chorknabe. Denn bisher hatte er nur Menschen auf Befehl oder in Notwehr getötet, entweder im Rahmen seines Dienstes bei den Marines oder bei der Ausübung seiner jetzigen Tätigkeit als Personen- und Objektschützer, wenn es wirklich gar nicht anders ging. Na gut, sah man mal von Huntington ab. Aber auch das war notwendig gewesen, um Claire endgültig zu schützen.
Fade hingegen tötete für Geld. Irgendetwas war damals in Afghanistan mit ihm geschehen. Etwas Furchtbares. Er verschwand bei einem Einsatz und blieb monatelang verschollen. Kurz bevor Fade endlich gefunden wurde, wurde King selbst verschleppt und gefoltert, was er ohne Ryan nicht überlebt hätte. Ryan hatte ihn aus dem Loch rausgeholt und im Alleingang ein ganzes Terroristennest ausgehoben – Überlebende hatte es nicht gegeben.
Unmittelbar zuvor hatte der Teufelsbraten auch Fade endlich aufspüren und befreien können. Fade hatte nie darüber gesprochen, was ihm dort widerfahren war. Aber es war die Geburtsstunde eines tödlichen Raubtiers gewesen. Seitdem hatte Fade so viele Menschen umgebracht, dass King nicht mehr zählen konnte und wollte. Seit vier Jahren hatte er aufgegeben, ihn zu bekehren. Vorher hatte er vier Jahre lang versucht, Fade auf einen anderen Weg zu lenken. Da er aber seit über anderthalb Jahrzehnten in Deutschland, genauer in Dortmund, wohnte, war das Ganze schwierig, denn Fade lebte noch in den USA und sie hatten sich zunehmend voneinander entfernt – nicht nur räumlich.
Trotzdem hielt er an seinem Freund fest, der ihm bereits fünf Mal das Leben gerettet hatte, und versuchte mittlerweile sporadisch, ihn auf den rechten Pfad zu bringen. Er seufzte resigniert.
Nach einer viertel Stunde hielt er am Straßenrand. „Raus mit dir!“ Hier ließ er Fade häufig aussteigen, der dann irgendwo abstieg, ohne es King näher mitzuteilen. Damit keiner ihn verraten konnte. King nahm an, dass er hier irgendwo ein Appartement hatte.
„Mach’s gut, Alter!“, brummte King und ballte die Faust.
„Danke fürs Bringen.“ Fade rumste seine Faust gegen Kings.
„Bock, irgendwann im Ay-Jays einen zu trinken?“
„Ich melde mich.“

Er stieg aus und King fuhr davon. Fade schaute ihm nach. Obwohl King alle Möglichkeiten hatte, ihm hinterher zu spionieren, würde er das nie versuchen. Trotzdem ging Fade erst, nachdem sein Freund verschwunden war, die vier Straßen weiter zu dem kleinen Häuschen, das er vor etwa fünf Jahren über einen Strohmann gekauft und direkt bezahlt hatte. Als er die Tür aufschloss, stach ihm abgestandene Luft in die Nase. Rasch öffnete er alle Fenster. In der Garage überprüfte er das Auto, einen nicht allzu auffälligen schwarzen SUV. Der Motor lief rund. Nachdem er ausgepackt und sich die letzte Dose Ravioli aufgewärmt hatte, schloss er die Fenster wieder, fuhr in die Dortmunder City, kaufte in der Markthalle im Untergeschoss des großen Kaufhauses einige Vorräte ein und machte sich daran, seine Waffen gründlich zu reinigen und zu überprüfen. Dann nahm er die Notizen und Fotos aus der Tasche, betrachtete die Bilder ausgiebig und prägte sich alles genau ein, um jedes Detail abzuspeichern.
Sie würden ihm nicht entgehen.


Zwei
Fade blickte durch den Sucher. Seine Zielperson sah er so deutlich vor sich, als stünde sie nur ein paar, statt 400 Meter weit weg. Er krümmte den Zeigefinger am Abzug bis zum Druckpunkt, hielt den Atem an und zog den Finger ganz durch.
Nur eine Millisekunde später zerbarst der Kopf der Zielperson – während Fade langsam ausatmete ‑ und ein heilloses Chaos auf dem Empfang ausbrach, als der Tote auf den Boden neben dem Rednerpult aufschlug.
Mit geübten Griffen baute Fade rasch das Gewehr auseinander und verstaute es zunächst in einer speziell angefertigten Tasche und dann im mitgebrachten Rucksack.
Zügig stieg er die Treppen des Rohbaus hinab.
Er musste sich nicht groß beeilen, um heute auch noch den zweiten Job zu schaffen. Danach hatte er dann ein paar Tage Ruhe, bevor er zurückfliegen konnte. Opfer Nummer zwei müsste in etwa zwei Stunden in der Bolmke – einem Wald und Naturschutzgebiet südlich des Westfalenstadions ‑ in Dortmund anzutreffen sein, wie ihm sein zweiter Auftraggeber mitgeteilt hatte.
Von dem ‚Job‘ hier in Düsseldorf bis dahin schaffte er es locker in der Zeit.
Er zog das Handy aus der Jackentasche und wählte die Nummer. „Erledigt!“
Etwa drei Minuten später – mittlerweile war er im Erdgeschoss angekommen ‑ checkte er sein Konto und sah den Zahlungseingang von zwei Millionen Euro.
Er hatte keine Ahnung, warum der Typ sterben musste, und es interessierte ihn auch nicht – schon lange nicht mehr. Er spürte gar nichts mehr – seit Jahren nicht. Selbst wenn er vögelte, war nichts in ihm drin. Nicht mal ansatzweise Geilheit oder Verlangen. Niente, nada, nichts! Zwar richtete sich sein Schwanz auf und funktionierte. Er spritzte sogar ab, aber es machte nichts mit ihm. Er fühlte keine Erlösung, keine Befriedigung, von Gefühlen für irgendwen ganz zu Schweigen. Manchmal kam es ihm so vor, als hätte jemand all seine Nerven gekappt. Er sah sich sozusagen selbst beim Abspritzen zu ... oder auch beim Töten. Denn auch das Töten ließ ihn so gut wie nichts fühlen, kaum einen Kick und erst recht kein Gewissen. Jeder Tag war gleich.
Auch der Geldeingang interessierte ihn nicht. Er hatte keinen Plan, wie viel Geld er mittlerweile besaß. Fakt war, er war unfassbar reich. Warum tötete er eigentlich noch, statt auf Kings seit Jahren vorgetragenes Angebot einzugehen? Er hatte absolut keine Ahnung und schob den Gedanken von sich.
Es gab genau zwei Menschen, die ihn halbwegs interessierten. Das waren King und seine Frau Claire, wobei ihn Claire nur deshalb interessierte, weil sie zu King gehörte und der Hüne nicht mehr ohne sie klarkäme. Doch für King riskierte er, ohne nachzudenken, sein Leben. Denn der Kumpel hatte seines für ihn auch schon einige Male riskiert. Mehrfach hatten sie sich gegenseitig den Arsch gerettet und das schweißte zusammen. Außerdem kannten sie sich seit fast 20 Jahren.
Am Auto angekommen, stellte er den Rucksack hinein, stieg ein und checkte nochmal die Unterlagen von Zielperson zwei. Okay, das Gesicht würde er unter vielen wiedererkennen – sehr ausdrucksstark. Kurz blitzte etwas auf, aber bevor er es fassen konnte, war es weg. In der Bolmke war ihm ein genauer Ort genannt worden und ein Zeitfenster.
Fade startete den Motor und fuhr los.
                                                                                                                           ~~~
Knapp zwei Stunden später betrat er das Wäldchen. Diesmal würde er anders vorgehen. Das Holster mit dem langen, scharfen Kampfmesser steckte an seiner linken Seite unter der Jacke. Er schlug sich durch die Bäume und näherte sich dem Pfad. In etwa 15 Minuten sollte die Zielperson hier vorbeikommen.
Fade schloss die Augen und lauschte den typischen Geräuschen eines Waldes.
Ein entferntes Knacken ließ ihn aufhorchen und seine Nackenhaare stellten sich auf. Er wirbelte herum, sah … nichts, nur Bäume.
Es knallte.
Ein harter Schlag traf seinen Bauch. Er wurde nach hinten geworfen, taumelte auf den Pfad, bevor er endgültig auf dem Rücken landete und der Aufprall ihm die Luft aus den Lungen presste.
Anfänger!, schoss es ihm absurderweise durch den Kopf, obwohl ein glühender Schmerz durch seinen Unterleib raste. Reflexartig presste er die Hand drauf und spürte trotz der dünnen Lederhandschuhe Wärme, die über seine Finger sickerte. FUCK!
Sie hatten ihm eine gottverdammte Falle gestellt und er war reingetappt wie ein Debütant. Fade scannte die Umgebung, während er mit der anderen Hand nach der Pistole in seinem Rücken tastete, auf der er leider lag.
Er hörte Schritte, die sich aber, statt auf ihn zuzuhalten, entfernten.
Hart atmete Fade aus und gegen den Schmerz an, der nicht verebbte, sondern sich durch seinen Körper fraß. Er hob den Kopf und besah sich das Malheur. Scheiße! Anfänger hin oder her, wer auch immer das war hatte ihn leider getroffen. Aber wenn er ihn hätte tot sehen wollen, hätte er besser auf seinen Kopf gezielt. Doch womöglich hatte die Person ihn nicht besser treffen können. Jedenfalls rann ihm das Blut stetig zwischen den Fingern durch. Mühsam rappelte er sich hoch. Seinen Auftrag konnte er vergessen. Er zückte das Handy. Scheiße, das war im Eimer. Er war draufgefallen. Also musste er zum Auto und zu … King.
Fraglich war allerdings, ob er es noch bis dahin schaffen würde. Plötzlich überkam ihn tiefe Ruhe: Dann wäre es endlich vorbei. Vielleicht sollte er einfach … STOPP! Was war das denn? Er überlegte doch nicht ernsthaft, hier krepieren zu wollen, oder? Nope, kam nicht in Frage. Er war ein gottverfluchter Kämpfer. Schließlich hatte er die Scheiße vor gut 15 Jahren nicht überlebt, um jetzt aufzugeben. Wenn er ins Gras beißen würde, okay, aber erst, nachdem er alles versucht hatte, um es zu schaffen.
Mit zusammengebissenen Zähnen schleppte er sich zum nächsten Baum, gegen den er sich schwer lehnte. Wieder kontrollierte er die Umgebung, falls noch jemand kommen und sein Werk vollenden wollte. Aber stattdessen begann sich um ihn herum alles zu drehen. Scheiße! Er kniff die Lider zusammen und atmete. Trotzdem hörte es nicht auf. Seine Beine gaben nach und er sackte am Baum nach unten. Dann wurde ihm schwarz vor Augen.


Ella trabte locker durch den Wald. Das Wetter war herrlich und alles so friedlich. Sah man mal von den Jägern ab, die hier rumballerten. Durfte man hier überhaupt jagen? Sie konnte sich nicht erinnern, jemals einen Schuss gehört zu haben. Vor einigen Minuten aber hatte sie einen vernommen. Doch jetzt war wieder alles ruhig.
Sie lief die lange Kurve entlang und fiel beinahe über die eigenen Füße, als diese anscheinend vor ihrem Kopf auf die Szene vor ihr reagierten und wie angewurzelt stehen blieben, noch bevor sie wirklich registrierte, was sie dort sah. Am Wegrand gegen einen Baum gelehnt lag ein Mann. Ohnmächtig oder tot? Eine Hand lag auf dem Bauch. Blut quoll zwischen seinen behandschuhten Fingern hervor.
Oh Gott, die hatten kein Tier getroffen, sondern einen Spaziergänger.
Ihr Hirn schaltete augenblicklich um und sie lief zu dem dunkelblonden Mann. Prüfte die Vitalzeichen. Puls und Atmung waren noch da. Sie schob dessen Hand zur Seite und das Shirt nach oben. Das sah übel aus, definitiv eine Schusswunde. Er musste dringend ins Krankenhaus. Sie hatte ein winziges Erste-Hilfe-Set dabei, falls sie sich beim Joggen mal verletzte. Viel war nicht drin. Aber sie musste es versuchen.
Mit geübten Griffen streifte sie sich Einmalhandschuhe über. Dann riss sie die Verpackung der sterilen Kompresse auf und drückte sie auf die Verletzung – fest.
Der Blonde stieß einen Schmerzensschrei aus und seine Lider klappten auf. Unfassbar blaue Augen schauten sie an. Allerdings wirkte er desorientiert, unfokussiert.
„Hören Sie mich? Sie wurden angeschossen. Sie müssen ins Krankenhaus.“ Einhändig fummelte sie nach ihrem Smartphone.
„Kein Krankenhaus!“, quetschte der Kerl mit starkem amerikanischem Akzent heiser hervor und schloss trotz der desolaten körperlichen Verfassung in einer blitzschnellen Bewegung den Griff um ihren Arm, was sie völlig überrumpelte und mitten in der Bewegung stoppte. Beinahe hätte sie den Druck auf die Wunde nachgelassen.
Ihre Hand schwebte über ihrem Hipback. „Nicht? Aber Sie …“
Mit zusammengebissenen Zähnen schüttelte er den Kopf. „Kein Krankenhaus. Bring mich …“ Er brach ab, keuchte heftig, atmete mehrmals zischend ein und aus, um den Schmerz zu ertragen. „Keinen Krankenwagen, kein Krankenhaus, bitte!“, bat er eindringlich. Erschöpft schloss er für einen Moment die Lider, bevor er sie erneut hob und den Blick in ihren bohrte.
„Aber Sie müssen versorgt werden. Die Kugel muss raus und Sie bluten wie ein Schwein.“
Seine Augen richteten sich kurz auf das Erste-Hilfe-Täschchen, bevor sie ihre wiederfanden. „Verbinde … mich.“
„Und dann? Wollen Sie hier wegspazieren?“
„Du fährst mich!“
Ach, tat sie das? „Aber ich habe kein Auto hier. Ich …“
„Meins … am Ende des Pfads, ungefähr 200 Meter ...“ Er deutete mit dem Kopf in die Richtung, aus der sie gekommen war, wo der Weg ein kurzes Stück parallel zur Straße verlief. „Der Schlüssel ist in meiner rechten äußeren Hosentasche.“
„Es ist nicht klug, Ihren Bauch zu verbinden“, versuchte sie wieder, ihn zur Vernunft zu bringen. „Das ist elastisches Material. Es zieht sich zusammen und behindert Ihre Atmung. Es wäre wirklich besser, wenn wir einen Rettungswa…“
„Verbinde. Mich!“, unterbrach er sie mit Nachdruck, ohne auf ihren Einwand einzugehen.
Warum wusste sie nicht, aber sie gab nach – wider besseres Wissen. Vielleicht war es dieser eindringliche Blick aus seinen azurblauen Augen, der die Stimme der Vernunft in ihr zum Schweigen brachte. Sie beruhigte sich mit dem Gedanken, dass sie ihn, wenn sie ihn erstmal im Auto hatte, immer noch ins Krankenhaus fahren konnte. Ergeben nickte sie. „Also gut.“ Und entgegen allem, was sie gelernt hatte, würde sie tatsächlich einen Verband anlegen. Denn sie musste ihn irgendwie hier wegbekommen. Da sie mit ihm ein ganzes Stück laufen und ihn stützen musste, konnte sie nicht gleichzeitig eine Hand auf die Wunde pressen. Und ob er noch genug anwesend war, um das selbst zu tun, bezweifelte sie. Er brauchte alle Konzentration, um die Füße voreinander zu setzen. Falls es Probleme gab, konnte sie den Verband ruckzuck wieder entfernen. Zudem war die Verletzung im unteren Bereich des Bauches.
Sie nahm zwei Päckchen Fixierbinden aus dem First-Aid-Kit. Eines riss sie auf und begann ihm den Mull um den Leib zu wickeln. Da er halb angelehnt war, ging das ganz gut, jedenfalls bis sie auf das Jagdmesser im Holster an der linken Seite stieß. Wofür zur Hölle brauchte er das? Kurzerhand schnallte sie das Holster vor seiner Brust auf, wickelte unter der langen Scheide her und näherte sich dem Rücken, wo etwas Hartes sie behinderte. Sie zog es hervor und ließ es erschrocken fallen. Eine Pistole. War der Kerl ein Jäger oder ein Gangster? Jäger hatten allerdings auch Gewehre. Wo war seins? Ein mulmiges Gefühl beschlich sie, aber sie schob es von sich. Sie war Ärztin und hatte einen hippokratischen Eid geleistet. Egal was er war, er war schwer verletzt und sie musste ihm helfen. Alles weitere war zweitrangig.
Er beobachtete sie mit Argusaugen, allerdings leicht vernebelten Argusaugen, erklärte jedoch nichts.
Nachdem sie einmal rum war, schob sie das zweite Verbandspaket zwischen Kompresse und Binde, bevor sie weiter wickelte. Das aufgerollte Päckchen übte Druck auf seine Verletzung aus.
Er keuchte vor Schmerz.
Sobald sie fertig war, schnackte sie die Handschuhe von den Fingern, nahm den Autoschlüssel aus seiner Cargotasche auf dem Hosenbein, steckte ihn selbst ein und bestimmte: „Kommen Sie.“ Damit zog sie sich seinen Arm über die Schulter, den sie mit der einen Hand dort festhielt.
Als sie sich erheben wollte, zischte er: „Die Pistole …“
„Die ist doch scheißegal“, fauchte sie. Vielleicht ist er tatsächlich ein Gangster, wisperte das Stimmchen der Vernunft in ihrem Kopf. Warum sollte er sonst nicht ins Krankenhaus wollen? Warum hatte er eine Waffe bei sich und warum trug er Handschuhe?
„Bitte …“, knurrte er, doch es klang mehr wie ein Befehl.
Da sie keine Zeit für Diskussionen hatten, hob sie die Waffe auf und schob sie ihm zurück in den hinteren Hosenbund. Dann packte sie erneut seinen Arm und erhob sich langsam mit ihm. Sie war nicht klein mit ihren 1,75 Metern, aber er wuchs nur so an ihrer Seite empor, bis er sie schließlich knapp um einen Kopf überragte. Sie schätzte ihn auf etwas über 1,90 Meter. Entschlossen legte sie einen Arm um seine Taille und grub die Finger in das harte Muskelgewebe der seitlichen Bauchmuskeln. Wow! War er aus Stahl?
Vorsichtig machte sie einen Schritt, der Mann folgte mühsam und lehnte schwer auf ihr. Unter ihren Fingerspitzen spürte sie, wie sein Körper vor Anspannung vibrierte. Er keuchte heftig und sie meinte, seine Zähne knirschen zu hören. Der Weg würde eine absolute Tortur für ihn werden. Denn sie hatten gerade mal einen von etwa 400 Schritten gemacht. Herr im Himmel, wie sollten sie das schaffen?
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, sagte er - die Stimme rau vor Schmerz: „Keinen Krankenwagen. Ich werde das schaffen … mit deiner Hilfe.“
Nachdem sie endlich an der Straße angekommen waren, kramte sie den Schlüssel hervor und drückte auf die Fernbedienung. Keine zehn Meter entfernt blinkte ein schwarzer SUV auf. Sie schob den Amerikaner zur Beifahrerseite und öffnete die Tür …
Hinter ihr tat sich plötzlich etwas. Denn schlagartig kam Leben in den Blonden an ihrer Seite. Seine physische Verfassung Lügen strafend, fuhr er schnell wie eine Kobra herum, stieß sie in den Fußraum. „Runter!“ Zeitgleich fuhr seine andere Hand an den hinteren Hosenbund, riss die Pistole hervor, streckte den Arm und drückte ab.
Wie gelähmt sah sie, wie ein Kerl mit einer Maschinenpistole oder so im Anschlag selbige in die Luft riss – eine Salve Schüsse löste sich ‑, als er getroffen nach hinten kippte.
Im gleichen Moment schlugen Kugeln in den Wagen ein.
„Fahrersitz“, rief der Blonde, schwenkte die Waffe weiter und drückte erneut mehrfach ab.
Seine heisere Stimme riss sie aus der Lähmung. Keine Ahnung wieso, denn so eine Situation hatte sie noch nie erlebt, natürlich nicht. Aber sie schaffte es, auf den Autopiloten ihres Arztmodus‘ zu schalten und nur noch zu handeln, ohne zu grübeln oder in diesem Fall, vor Angst zu vergehen.
Also kletterte sie rüber auf den Fahrersitz, drückte die Startautomatik des Wagens, während der Amerikaner sich neben ihr auf den Beifahrersitz zog, das Fenster runterließ und weiterfeuerte.
Sie gab Gas. Er brauchte ihr nicht zu befehlen, loszufahren.
Ein Kugelhagel folgte ihnen, durchschlug die Heckscheibe. Glas flog ihnen um die Ohren.
Der gellende Schrei, der das Innere des Wagens erzittern ließ, kam von ihr, begriff sie.
Entsprechend hektisch schaute der Ami sie an. „Alles okay?“
„Ja“, keuchte sie tonlos. „Aber ich habe Scheiß-Angst!“
Erst hinter der nächsten Kurve hörten die Schüsse auf. Doch sie raste weiter wie eine gesengte Sau die Straßen entlang, über zig rote Ampeln. Erst auf dem Ostwall wurde sie langsamer.
Ihre Hände zitterten am Lenkrad. Etwa auf der Höhe der Olpe fuhr sie auf einen Parkplatz parallel zum Wall. Was zur Hölle war das gerade gewesen? Hastig steckte sie die Hände unter die Achseln, um dem Beben Herr zu werden. Sie steuerte auf einen Schock zu. Kein Wunder, noch nie war auf sie geschossen worden. Wo war sie da bloß reingeraten?
Kritisch beäugte sie ihren Sitznachbarn. „Wo in drei Teufels Namen hast du mich mit reingezogen?“, fauchte sie ihn an.
Er schaute sie aus müden Augen an. Das Gesicht grau vor Schmerz, die Lippen fest zusammengepresst. „K-Keine … Ahnung“, stieß er hervor. „Was … es … auch … ist … ich … find’s … raus“, fügte er schleppend hinzu.
„Wir müssen die Polizei benachrichtigen.“
„NEIN!“, hallte seine raue Stimme wie ein Schuss durchs Cockpit. „Keine Bullen! Ich kümmere mich.“
„Wann? Nachdem du tot bist?“ Sie hob eine Augenbraue und ließ den Blick demonstrativ zu seinem Bauch gleiten. Prüfend musterte sie den Verband. Ein Blutfleck breitete sich aus. Kein Wunder, bei der Anstrengung eben konnte es gar nicht anders sein. Der Kerl musste ins Krankenhaus.
Plötzlich legte sich eine Hand auf ihren Oberschenkel. „Kein Krankenhaus und erst recht keine Bullen“, raunte er und wirkte trotz des geschwächten Zustands unnachgiebig.
„Herrgott, du sturer Idiot“, fuhr sie ihn an. „Du willst wohl wirklich sterben?“
Das folgende Achselzucken ließ sie ihn sprachlos anstarren. Meinte er das ernst? „Du hast wohl einen Knall, oder was? Ich habe mich doch nicht mit dir abgemüht und mich beinahe von Kugeln durchsieben lassen, nur damit du jetzt krepierst und mich womöglich mit der ganzen Scheiße allein lässt? Nicht mit mir, mein Freund.“ Auf gar keinen Fall mit ihr. Sie konnte ihn nicht sterben lassen. Entschlossen gab sie wieder Gas und fuhr bis zur Praxis in der Hamburger Straße. Dort sprang sie aus dem Wagen, umrundete ihn und riss die Beifahrertür auf.
Der Blonde fiel ihr fast entgegen.
Blitzschnell packte sie zu.
Er stöhnte vor Schmerz. „W-Wo sind … wir“, presste er hervor. Jede Energie schien ihn verlassen zu haben. Nun ja, in gewisser Weise war das ja auch so, seine Lebensenergie floss vermutlich aus der Bauchwunde wie ein Springbrunnen.
„Du hast Glück, du Sturkopf. Ich bin Ärztin und arbeite hier. Den Praxisschlüssel habe ich zum Glück dabei. Und jetzt raus mit dir.“ Entschlossen nahm sie seinen Arm und er schälte sich mühsam aus dem Wagen.
„Hinterher bringe ich dich zu dir!“, erklärte sie ihm, während sie sich die Schritte zur Praxis schleppten. „Dann kannst du dich um deinen eigenen Scheiß kümmern. Also, wo wohnst du?“
„G-Geht nicht … nur noch heute beruflich hier … eigentlich Rückflug … Staaten!“
„Kennst du sonst jemanden in Dortmund?“
Erneutes Kopfschütteln.
Scheiße! Doch sie hatte keine Zeit, sich jetzt weiter damit zu befassen. Er musste dringend behandelt werden und sah aus, als kippe er gleich endgültig aus den Latschen. Darüber musste sie sich später Gedanken machen. Ihn schwer gegen sich gelehnt, sperrte sie die Praxistür auf und ließ ihn auf den erstbesten Stuhl sinken. Dann lief sie in den Behandlungsraum und bereitete alles vor.
                                                                                                                            ~~~
Zwei Stunden später zog sie die Handschuhe von den Fingern, ging zum Schreibtisch und holte den Rum hervor, den ihr ihr ehemaliger Chef zum bestandenen Facharzt geschenkt hatte und der seither dort in der Schublade lag. Lange war das noch nicht her. Zitternd sank sie auf den Stuhl, als das Adrenalin in ihr verebbte, und nahm einen Schluck direkt aus der Flasche.
Der Kerl lag auf der Behandlungsliege und schlief die Betäubung aus.
Himmel, das war ihre erste Schussverletzung und hoffentlich auch ihre letzte. Sie hatte es geschafft! Hatte die Kugel rausgeholt, alle betroffenen Gefäße, Muskeln und Hautschichten wieder zusammennähen können und er atmete immer noch. Sie war einfach eine verdammt gute Chirurgin, das war ihr Steckenpferd. Er hatte Glück gehabt, an sie geraten zu sein und dass kein Organ betroffen war. Denn so gut sie auch war, das hätte sie allein nicht händeln können. Was wiederum die Frage aufwarf, warum er nicht in ein Krankenhaus wollte. Doch sie konnte das kaum ohne ihn beantworten und schob die Frage deshalb von sich.
Sobald er aufwachte, musste sie ihn hier rausschaffen. Er würde noch ein wenig Zeit benötigen, bis er halbwegs auf dem Damm war und ohne Betreuung zurechtkam. Vor allem nach der Narkose durfte er nicht allein sein. Wohin also mit ihm? Da sie keine Ahnung hatte, wo sie ihn unterbringen sollte, und er noch eine gewisse Nachsorge brauchte, musste sie ihn wohl oder übel mit zu sich nehmen.


Drei
Geräusche drangen an sein Ohr: Wasserrauschen, irgendein Gurgeln, Stimmen …
Es dauerte eine Weile, bis er sie zuordnen konnte. Jemand duschte, die Kaffeemaschine lief, ebenso das Radio. Fade schlug die Augen auf und glotzte auf eine weiße Zimmerdecke. Ein helles Oberbett verhüllte ihn bis zur Brust.
Mit einem Mal schnitt ein Schmerz in seinen Bauch wie ein glühender Dolch. Er schlug die Bettdecke zurück, blickte an sich herunter und entdeckte eine Kompresse. Ansonsten war er nackt.
Plötzlich ploppten Bilder vor seinem geistigen Auge auf.
Ein Knall.
Tantalusqualen im Unterleib.
Blut, viel Blut, an seinem Bauch, zwischen den Fingern.
Braune Augen, die einer Frau.
Ein Auto.
Kugelhagel.
Stadtlichter.
Weiß.
Wieder ein Auto.
Dann nichts mehr.
Er erinnerte sich an die Frau. Sie glich der auf dem Bild wie ein Klon.
FUCK!
Sie WAR die Frau auf dem Bild!
Braune kinnlange Haare, als Bob geschnitten.
Braune ausdrucksstarke Augen.
Hohe Wangenknochen, fast asiatisch anmutend.
Volle Lippen.
Sommersprossen.
Groß, schlank, sportlich.
Er würde sie unter Tausenden erkennen.
Tapfer, edel, souverän.
Woher er das wusste? Sie hatte ihm ohne Wenn und Aber das Leben gerettet und war in der Situation nicht ausgeflippt, wie wahrscheinlich jede andere es wäre.
Und sie war … seine Zielperson.
DOPPELFUCK!!!
Neben sich auf einem Stuhl lagen seine Klamotten und rochen frisch gewaschen. Er zog sich die enggeschnittene Boxershorts über, was zu einer echten Tortur wurde. Schwerfällig erhob sich Fade aus dem Bett. Seine Bauchdecke protestierte aufs Übelste, aber er ignorierte es und schleppte sich den Geräuschen entgegen. In der Küche war niemand, außer Kaffeemaschine und Radio. Die Kalenderanzeige der digitalen Wanduhr teilte ihm mit, dass er keine 12 Stunden ohne Besinnung gewesen war.
Scheiße, ohne die Frau hätte er nicht überlebt.
Hinter sich vernahm er ein Geräusch und fuhr herum.
Da stand sie unter der Zarge, irritiert blinzelnd und das Handtuch um den schlanken Körper gewickelt, das ihre durchaus ansprechenden Rundungen mehr entblößte als verbarg. Fest presste sie das Frottee gegen die Brüste und den einen Arm hinter ihren Rücken.
„Oh, du bist wach“, hauchte sie und blinzelte erneut. „Ich … äh … ich dachte, du brauchst ein wenig mehr Zeit.“
Er schüttelte den Kopf.
Geradezu klinisch glitt ihr Blick über seinen Oberkörper. Unwillkürlich schnellte ihre Zunge über ihre volle Unterlippe.
„Wasser?“, krächzte er.
„Oh ja, natürlich!“ Bewegung kam in sie, als sie beinahe hektisch an ihm vorbei zum Wasser-Sprudler eilte und ihn anwarf.
Dabei traf ihn ihr Duft: Veilchen.
Tief atmete er ein.
Dann reichte sie ihm das Glas. „Bitte schön!“ Sie schlug die Augen nieder wie ein junges Mädchen.
„Du hast mich gerettet.“ Es war eine simple Feststellung und bedurfte keiner Bestätigung. Er wusste es.
Trotzdem nickte sie einmal knapp.
„Du bist Ärztin?“ Vage erinnerte er sich … an sie … in einem weißen Kasack, Stahl, der aufblitzte, helle Lampen, die ihm in die Pupillen stachen, Schmerzen … dann nichts mehr.
Sie nickte erneut. Immer noch starrte sie ihre Zehennägel an.
Er legte die Hand unter ihr Kinn, seine Finger gruben sich leicht in ihre Wangen, und hob es an. Der Blick der braunen Augen, der ihn für einige Momente traf, ließ ihn für eine Sekunde den Schmerz vergessen. „Dein Name?“
„Ella, und du?
„Man nennt mich Fade.“
„Fade - wie verblassen? Was ist das für ein seltsamer Name?“
„Mein Spitzname.“
„Und dein richtiger?“
„Unwichtig“, brummte er abweisend.
„Hm, wenn du meinst“, erwiderte sie spröde.
Natürlich fühlte sie sich vor den Kopf geschlagen, aber darauf konnte er keine Rücksicht nehmen.
Forschend betrachtete sie ihn, einerseits analytisch – um scheinbar herauszufinden, wie es ihm ging ‑, andererseits abschätzig.
Kein Wunder, so wie er gerade mit ihr umsprang und bei dem, was ihr durch ihn widerfahren war. Wenn sie die Wahrheit wüsste, würde sie schreiend weglaufen, dann würde sich nackte Panik in ihren Blick gesellen.
„Wie geht’s dir?“, fragte sie schließlich sachlich.
„Okay.“
„Gut.“ Sie entwand sich seinen Fingern, senkte kurz den Blick, kratzte über ihren Arm und verschwand im Schlafzimmer.
Fade ließ sich erschöpft aufs Sofa sinken. FUCK! Ausgerechnet die Person, die er kaltmachen sollte, hatte ihm das Leben gerettet. Doch er hatte trotzdem keine Skrupel …
Was hatte sie da am Arm gehabt? Narben? Ein Tattoo? Ein Cutting? Es war nicht wirklich zu erkennen gewesen, da sie ihn meistens erfolgreich vor seinen Blicken verborgen hatte. Und sehr geschickt, wie ihm jetzt klarwurde. Darin hatte sie offenbar viel Übung.
Mit einem Mal ging ihm auf, dass es kein weiteres Schlafzimmer gab. Wo hatte sie geschlafen? Im Wohnzimmer? Aber letzten Endes interessierte es ihn nicht wirklich.
Angezogen kam sie zu ihm zurück. „Hunger?“ Sie war immer noch zugeknöpft, nicht nur im wörtlichen Sinn.
Er nickte.
Sie verschwand in der Küche und kam kurz darauf mit einem Tablett belegter Brötchen und Kaffee zurück, das sie vor ihm abstellte und über das er förmlich herfiel.
Jetzt erst wurde ihm bewusst, wie ausgehungert er war. Schweigend schaufelte er alle Brötchen in sich hinein.
„Du sprichst gut deutsch“, startete sie einen neuen Konversationsversuch. „Wo hast du das gelernt?“
Doch dafür hatte er weder den Nerv noch würde er ihr Informationen über sich geben. „Ich spreche viele Sprachen gut.“ Sechs, um genau zu sein: Neben der Muttersprache Englisch noch Französisch, Deutsch, Russisch, Spanisch und Chinesisch. „Bin viel rumgekommen.“
Sie seufzte, erhob sich, ging ins Bad und kam mit diversen Utensilien zurück. „Lass mich deine Verletzung ansehen.“
Er lehnte sich zurück.
Sie zog Handschuhe über. Dann knibbelte sie eine Ecke der Kompresse ab. Als sie genügend Grifffläche zwischen Zeigefinger und Daumen hatte, riss sie sie ohne weitere Warnung mit einem kräftigen Ruck ab, der ihm Tränen in die Augen trieb und ihn zischend ausatmen ließ. Er meinte, einen ihrer Mundwinkel für eine Sekunde zucken zu sehen, und auch in ihren Augen blitzte einen Moment Schadenfreude auf.
Elendes Biest!
Doch dann reinigte sie vorsichtig mit einem Tupfer die Haut rund um die Naht und betastete den Bereich erstaunlich behutsam. „Fühlt sich soweit gut an, weder verhärtet noch heiß. Die Naht sieht auch gut aus.“
Ihre sanften Finger verursachten ihm Gänsehaut. Total unerwünscht. Er schnappte ihre Hand. „Genug herumgetatscht.“
„Aber …“
„GENUG!“, knurrte er und drückte ihre Finger fest zusammen.
Sie verzog den Mund und ihre Nasenflügel blähten sich, als der Schmerz durch ihre Gelenke fuhr. Doch sie versuchte es zu verbergen und alles was sie von sich gab, war ein kaum hörbar gemurmeltes: „Ist ja deine Gesundheit.“
Was musste geschehen, um diese Frau aus ihrer stoischen Ruhe zu bringen?
Auch wenn vieles im Nebel der Schmerzen von gestern lag, meinte er sich doch zu erinnern, dass sie erstaunlich gelassen in der für sie völlig bizarren Situation des Beschusses reagiert hatte. Natürlich hatte sie zwischenzeitlich Angst gezeigt, aber sie war nicht wie die meisten anderen in so einer Situation völlig gelähmt gewesen. Sie hatte aktiv gehandelt. Vermutlich war sie als Ärztin einiges gewöhnt.
Also, was brauchte es …? Es reizte ihn, das herauszufinden. Wann hatte ihn das letzte Mal etwas gereizt?
Er presste die Finger noch etwas fester aufeinander.
Eine steile Falte bildete sich über ihrer Nase, als sie die Augenbrauen zusammenzog. Dann bohrte sie den missbilligenden Blick ihrer braunen Augen in seinen. „Wenn du mir die Finger brichst, kann ich dir nicht mehr helfen. Das solltest du bedenken, wenn du mich weiter traktierst.“
Immer noch so beherrscht, doch er ließ sie los.
Sie schüttelte die Hand aus, nahm einen neuen Tupfer, tunkte ihn in die Jodsalbe, die sie wieder rundherum auftrug. Dann klebte sie eine neue Kompresse auf.
„Wo ist das Auto?“
„Garage“, gab sie einsilbig zurück. Anscheinend passte sie sich seinem Kommunikationsstil an.
Gut, sie dachte mit. Ein durchlöchertes Auto im Vorgarten würde Fragen unter den Nachbarn oder Passanten aufwerfen und dann ständen ruckzuck die Bullen oder schlimmere Leute vor der Tür.
Apropos: Was war das im Wald gewesen? Man hatte ihn in eine Falle gelockt. Die Frau war der Köder, aber auch ein Ziel. Wer also wollte ihn tot sehen beziehungsweise wieso? Natürlich hatten Dutzende Menschen Gründe für sein Ableben, insbesondere die Angehörigen all seiner Opfer. Aber, was hatte sie damit zu tun? Er würde ihr ein bisschen auf den Zahn fühlen müssen.
„Wie geht es jetzt weiter?“, fragte sie.
„Ich sagte doch schon, ich kümmere mich“, brummte er.
Sie verdrehte die Augen, während sie aufstand, um die Sachen zurück ins Bad zu bringen.
Er glaubte das Wort „Kotzbrocken“ zu vernehmen.
Zurück bei ihm sagte sie spröde: „Fein, dann kümmerst du dich, während ich arbeiten gehe.“
„Nichts da“, schnauzte er. „Du bleibst schön hier.“
Ihr Kiefer klappte nach unten. Nach einigen Sekunden hatte sie sich wieder gefangen. „Du kannst mir gar nichts befehlen. Ich muss arbeiten und werde jetzt …“
Blitzschnell packte er ihr Handgelenk und zog sie mit einem Ruck zu sich auf die Couch, packte erneut ihr Kinn und zwang sie, ihm tief in die Augen zu sehen.
Sie keuchte überrascht. Kurz weiteten sich ihre Augen in einer Mischung aus Empörung über seine Unverfrorenheit und ein klein wenig Angst. So langsam schien ihr zu dämmern, mit wem sie es zu tun hatte.
Aktuell fühlte er sich auch nicht in der Verfassung, den Charmebolzen zu spielen, so wie sonst, wenn seine Opfer erst viel zu spät merkten, dass er der Wolf im Schafspelz war, die eigentliche Gefahr. Aufgrund seiner angeschlagenen Konstitution ließ er ihr gegenüber sein wahres Naturell sofort durchblitzen: das bösartige Raubtier.
Die Finger noch etwas fester in ihre Wangen grabend, grollte er: „Du wirst nicht arbeiten gehen, sondern mit mir kommen, kapiert? Denn wenn wir noch länger hierbleiben, aber auch bei deiner Arbeit, bist du wie auf dem Präsentierteller. Und sie werden wiederkommen, glaub mir. Du wirst jetzt ein paar Dinge einpacken, die du für einige Tage brauchst, und dann brechen wir auf. Sind eh schon viel zu lange hier.“ Viele Sachen würde sie nicht brauchen, denn in ein paar Tagen würde sie nicht mehr auf dieser Welt wandeln. Er hatte eine 100-prozentige Quote und egal, was es mit dem ganzen Scheiß hier auf sich hatte, er würde den Auftrag zu Ende bringen.

„Isch hätte disch krepieren lasschen schsollen“, nuschelte sie zwischen seinen Fingern. Die Worte waren heraus, bevor sie sie zurückhalten konnte. Verdammt!
Prompt verstärkte er den Druck noch weiter und sie konnte ein Keuchen nicht zurückhalten.
Dumpfer Schmerz breitete sich in ihrem Gesicht aus. Was sie aber hauptsächlich frösteln und ihre Härchen aufstellen ließ, war nicht in erster Linie der grobe Griff um ihren Kiefer, sondern die Gefühlskälte und Unnachgiebigkeit in den blauen Augen.
Nur beim allerersten Hingucken und auch nur, wenn man zu flüchtig hinsah, kam er wie ein netter Schwiegermutter-Typ daher. In Wirklichkeit war der Mistkerl nicht ansatzweise freundlich, sondern furchteinflößend, ein Psychopath erster Güte. Und sie war allein mit ihm.
Eigentlich hätte ihr von Beginn an klar sein müssen, dass er ein beschissener Verbrecher war. Schließlich hatte sie ihn mit einer Kugel im Bauch gefunden und seit ungefähr 30 Minuten konnte sie gut verstehen, wieso ihn jemand umbringen wollte. Seit er aufgewacht war, stellte sie sich unaufhörlich vor, wie sie ihm den Hals umdrehte.
Er war kein Opfer, er war der Jäger. Dass es ihn diesmal erwischt hatte, war sein Pech. Wahrscheinlich wäre die Welt ohne ihn etwas sicherer. Doch leider hatte sie ihm geholfen. Stopp, was dachte sie denn da? Sie würde es wieder tun – ihm helfen ‑, sie war schließlich Ärztin. Aber nächstes Mal würde sie die Polizei holen und das konnte – und vor allem sollte ‑ sie immer noch. Dazu musste sie ihn allerdings loswerden, doch der Typ war misstrauischer als ein in die Enge getriebener Jaguar.
„Wenn‘u misch weiter feschhälsch, kann’isch nisch packen“, quetschte sie hervor und sah ihm fest in die Augen. Dem Kerl konnte sie nur mit Stärke begegnen. Auch wenn ihr der Arsch auf Grundeis ging, durfte sie keine Angst zeigen, sonst würde sie untergehen. Das war so sicher, wie das Amen in der Kirche.
„Meine Pistole und das Messer, Lady!“, sagte er mit dieser rauen Stimme, von der sie gestern noch gedacht hatte, sie wäre den Schmerzen geschuldet. Aber sie schien grundsätzlich etwas heiser zu sein, so als wären seine Stimmbänder mal verletzt worden oder überbeansprucht.
Eine Sekunde erstarrte sie und dann flog ihr Blick, ohne dass sie es verhindern konnte, zur Kommode, was er natürlich sofort bemerkte. Schließlich lagen seine Augen unverwandt auf ihrem Gesicht.
Er ließ ihr Kinn los und wankte auf das Möbelstück zu …
Was, wenn er es erreichte? Was tat er dann mit den Waffen? Und was, wenn sie schneller wäre? Würde sie ihn wirklich damit bedrohen? Nein, würde sie nicht, sie konnte damit nicht umgehen. Aber die Dinge aus seiner Reichweite schaffen, vielleicht schon.
Entschlossen rannte sie los und rempelte ihn zur Seite.
Er geriet prompt ins Straucheln und ein derber Fluch brach aus ihm heraus. „What a fuck, you fucking bitch!“
Ella erreichte die Kommode, riss die oberste Schublade auf, grapschte sich die Sachen und sprintete los …
… genau zwei Schritte weit. Dann wurde sie abrupt an den Haaren nach hinten gerissen. Das Gefühl, skalpiert zu werden, ließ sie aufschreien. „Aaaahh!“ Sie stolperte zurück.
Im selben Moment wurde ihr Kopf nach unten gestoßen und machte Bekanntschaft mit der Rückenlehne ihres Sofas.
Sie sah Sterne, spürte, wie ihr Nanoplug-Hörgerät aus dem rechten Ohr fiel, verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. In dem Augenblick, als sie aufschlug, landete etwas hart auf ihrem Rücken und presste ihr mit einem Schlag jeden Fitzel Luft aus der Lunge. Die Waffen, die sie vor ihrem Körper getragen hatte, taten ihr Übriges.
Dann war das Gewicht weg und sie konnte endlich wieder einatmen.
Grob wurde sie herumgerissen.
Nachdem die schwarzen Punkte aufgehört hatten, in ihrem Sichtfeld zu tanzen, trafen sie blaue Blitze aus wütenden Augen.
Er war ja doch zu einer Emotion fähig, dachte sie absurderweise.
Eine Hand legte sich um ihre Kehle und raubte ihr erneut den Atem. „Ganz böser Fehler, Lady“, knurrte er. „Ganz, ganz böser Fehler.“
Ihre Finger krallten sich in seine Hand, kratzten über die Haut.
Aber er hielt sie wie ein Schraubstock umklammert.
„Bitte nicht …“, flehte sie, spürte Tränen aus ihren Augenwinkeln laufen.
Aber statt besser wurde es schlimmer. Der Druck an den Seiten ihres Halses nahm zu und plötzlich wurde alles schwarz.

Fassungslos starrte er die Frau unter sich an. Er wusste nicht, ob er beeindruckt oder einfach nur wütend sein sollte. Hatte sie Mumm oder einfach nur Todessehnsucht? Wo blieb ihr Selbsterhaltungstrieb? Oder war sie einfach nur blöd?
Nein, mitnichten war sie blöd, aber sie wusste einerseits auch nicht, mit wem sie sich anlegte. Obwohl sie langsam eine Ahnung zu bekommen schien. Andererseits hatte sie offenbar tatsächlich ordentlich Mut. Und wahrscheinlich hatte gerade ihr Selbsterhaltungstrieb sie dazu gebracht, zu versuchen, die Waffen an sich zu nehmen. Letzten Endes durchaus schlau also. Ihr Pech nur, an ihn geraten zu sein.
Vorsichtshalber fühlte er ihren Puls, auch wenn er sich sicher war, den Druck auf die Schlagadern genau richtig dosiert zu haben. Jepp, noch da. Er brauchte sie noch ein wenig, bevor er sie über den Jordan beförderte, und zwar, wann er es wollte und nicht sie es provozierte. An der Stirn würde sie ein Hämatom bekommen, obwohl er sie nur auf das Polster gedonnert hatte und nicht gegen die Wand. In letzter Sekunde hatte er sich umentschieden.
Wie von selbst hob sich sein Zeigefinger und strich über ihre tränenfeuchte Schläfe. Was tat er da?
Kopfschüttelnd erhob er sich mühsam und nahm die Waffen an sich. Die Aktion gerade hatte ihm alles abverlangt. Der kurze Sprint, die körperliche Anstrengung, die unsanfte Landung auf ihr. Apropos: Jetzt erst merkte er, dass sich sein Unterleib anfühlte, als steckte sein Messer darin. Er schaute an sich herab. Doch die Kompresse war nach wie vor blütenweiß.
Müde wankte er zum Sofa, auf das er schwer hinabfiel, um zu verschnaufen. Okay, er musste die kleine Ärztin wohl fesseln, denn ab jetzt würde sie ihm wahrscheinlich die Eier abschneiden, sobald sie die Möglichkeit dazu erhielt.
Nach einigen Minuten stand er auf. Als es unter seinem Fuß knirschte und ihn etwas in die Ferse stach, hob er das Bein und sah einen winzigen Gegenstand, der zerbröselt war. Da er keine Ahnung hatte, was das war, und es ihn nicht weiter interessierte, schleppte er sich schließlich zu seinen Klamotten. Schwerfällig schlüpfte er in die Hose und zog das zerlöcherte T-Shirt über. Dann kramte er die Kabelbinder aus den Taschen der Cargohose und ging zurück ins Wohnzimmer.
Er drehte die Ärztin auf die Seite und schnürte die Hände auf dem Rücken zusammen. Fest.
Sie stöhnte.
Wäre sie kooperativer gewesen, hätte er auf die Fesselung verzichtet. So gesehen, war sie selbst schuld.
Dann machte er sich daran, eine Tasche für sie zu packen. Er suchte Unterwäsche, Strümpfe, einige Shirts und Hosen zusammen. Im Bad nahm er Zahnbürste, -pasta, Duschgel und Shampoo sowie eine Bürste mit. Dann ging er zur Garderobe und steckte noch eine Strickjacke sowie ihre Lederjacke ein. Ebenso ihre Handtasche. Ihr Handy würde er allerdings hierlassen, damit sie nicht geortet werden konnten. In eine zweite Tasche packte er alles aus ihrem Kühl- und Vorratsschrank. Dann begab er sich auf die Suche nach ihrer Arzttasche und dem Arzneimittelschrank. Er warf alles, was er fand, in die Arzttasche. Schließlich schleppte er die Taschen nacheinander in ihr Auto – der Schlüssel hing im Schlüsselschrank neben der Wohnungstür.
Zuletzt wandte er sich ihr zu, hockte sich neben sie und schlug ihr auf die Wangen, denn er würde es nicht schaffen, sie ins Auto zu tragen. Sie musste schon selbst laufen.
Sie stöhnte wieder und schlug die Lider auf.
Als sie ihn erkannte, weiteten sich ihre Augen vor Schreck. Dann versuchte sie, ihre Hände nach vorne zu nehmen und zerrte verständnislos am Kabelbinder.
„Bemüh dich nicht, ich hab dich gefesselt.“
Sie drehte den Kopf leicht seitlich, so als wandte sie ihm ihr linkes Ohr zu, stellte aber ansonsten augenblicklich jede Bewegung ein, nur noch ihre Brust hob und senkte sich schnell. „Du … du elender Psychopath!“
Falls es ihr die Situation erleichterte, würde er ihr geben, was sie wollte. Wahrscheinlich war er tatsächlich einer, auch wenn er über die Hälfte seines Lebens nicht als solcher über die Erde gewandelt war. Vor DEM Ereignis war er völlig normal gewesen. Aber mittlerweile trafen einige Symptome auf ihn zu: oberflächlich, charmant, manipulativ, gewissenlos, gefühlskalt, promiskuitiv, unsozial. Deshalb grinste er sie diabolisch an. „Stimmt!“
Ihre Pupillen waren mittlerweile so weit, dass ihre Augen schwarz wirkten. Interessant.
„W-w-was willst du von mir? Ich hab dir dein Scheiß-Leben gerettet“, brachte sie stotternd heraus.
Er ging nicht darauf ein. „Wer will dich tot sehen?“
Ihre Augen wurden noch größer, sofern das überhaupt möglich war. „M-Mich? Ich …“
„Du bist zum Abschuss freigegeben“, unterbrach er sie. „Glaub mir! Also wer?“
Sie keuchte, als die Erkenntnis sie wie ein Hammer traf. „D-du … du warst nicht zufällig im Wald. D-d-du warst da, um mich zu tö-töten“, sagte sie tonlos. „Aber wieso? Ich verstehe nicht. Ich kenne dich doch gar nicht.“ Nun flossen ihre Tränen ungehindert. Dann schniefte sie. „Moment mal, w-was heißt zum Abschuss f-f-freigegeben? D-du wurdest beauftragt. Du tötest Menschen für Geld.“
Jepp, sie war schlau, zog die richtigen Schlüsse. Er brauchte ihr nichts erklären. „Wer?“, fragte er nur.
„Ohgottohgottohgott!“ Ihr Körper wurde von Schluchzern geschüttelt.
Mit dem eigenen Tod konfrontiert zu werden, würde wohl jeden umhauen, auch die kleine starke Ärztin. Er ließ sie weinen, bis sie sich beruhigte, was erstaunlich schnell der Fall war. „Lady, wer?“
„Ich … ich … weiß nicht. Niemand.“
Er hob nur eine Augenbraue. Schließlich wussten sie jetzt beide, dass der Sachverhalt anders lag.
„Wirklich, ich habe keine Ahnung. I-i-ich war mal verheiratet. Ich h-h-habe mich gegen drei andere Bewerber bei meinem Job durchgesetzt. M-mein Ex-Mann hat s-seine letzte Frau f-für mich verlassen. E-es gibt viele Möglichkeiten, warum jemand wütend auf mich sein könnte, aber u-umbringen …“ Sie verstummte und blinzelte die Tränen weg. Dann legte sich der Blick ihrer schönen, vor Tränen schwimmenden braunen Augen auf ihn. „Wirst d-du es t-tun?“
Shit. Er war ein elender Wichser und scherte sich nicht um die Gefühle anderer. Aber hier und jetzt hatte diese taffe kleine Lady die Wahrheit verdient. Deshalb nickte er einmal knapp.
Sie brach erneut in Tränen aus. „Oh Gott, ich habe meinen Mörder gerettet.“
Ja, das entbehrte nicht einer gewissen Ironie.
„Wieso hast du es nicht schon getan? Wieso lebe ich noch?“, fragte sie erstickt.
„Ich brauche dich noch.“
„OH MEIN GOTT!“ Nun weinte sie wieder heftig. Krämpfe schüttelten ihren Körper. Dann hauchte sie plötzlich: „Zählt das denn gar nicht? Ein Leben für ein anderes? Deins für meins?“
Er erstarrte. Die Frage erwischte ihn eiskalt, machte etwas mit ihm, das er nicht einordnen konnte. Wut stieg in ihm auf und er zerrte sie grob auf die Füße. „Steh auf! Raus ins Auto!“ Er schob die Hand in die Tasche, die andere umschloss ihren Oberarm. „Ich habe hier die Pistole, also geh schön brav voran.“
Sie blickte über die linke Schulter. „Warum sollte ich …?“
Häh, hatte er sich verhört?
„… Du wirst mich eh töten. Meinst du, ich möchte darauf warten? Das kann ich nicht, das ist unerträglich. Bringen wir es hinter uns.“
Dieses Teufelsweib bot ihm immer noch die Stirn.
Sie schluckte. „Aber mach es schnell, bitte“, sagte sie leise.
„Hör mir gut zu, Lady. Du gehst jetzt hier raus und ich verspreche dir, dass ich es – wenn es so weit ist ‑, schnell und schmerzlos mache, mit einer Spritze, und ich werde dir die Sicherheit geben, dir in die Augen zu sehen und zu sagen, wenn es soweit ist. Du brauchst keine Angst zu haben, dass ich dich hinterrücks überfalle. Aber wenn du jetzt nicht freiwillig hier raus gehst, werde ich es gleich hier erledigen. Allerdings werde ich es nicht schnell und schmerzlos machen. Willst du das?“
Sie schloss ergeben die Augen. „N-nein“, keuchte sie.
Natürlich nicht, jeder wollte leben und würde um jede Sekunde schachern und jeder hatte Angst vor Schmerzen.
„Gut, dann geh“.
Wie ein geschlagenes Hündchen ging sie voran. Die bebenden Schultern zusammengesackt, leise schniefend.
Sie stiegen ins Auto. Er verband ihre Augen mit einem Tuch.
Widerstandslos ließ sie es über sich ergehen, lediglich stumme Tränen strömten unaufhörlich über ihr Gesicht.
Wie von selbst legte sich seine Hand an ihre Wange und strich sie fort. Aber es war natürlich ein sinnloses Unterfangen, immer mehr flossen nach und sie schluchzte unter seiner Berührung auf.
Was zur Hölle tat er da?
Er zog die Hand weg, als hätte er ein glühendes Eisen angefasst, und starrte sie an - also die Hand.
Vor Frust knurrend, kniff er sich mit Daumen und Zeigefinger in die Nasenwurzel, atmetet mehrmals durch und fuhr los.


Vier
Er wird mich umbringen. Er wird mich umbringen. Er wird mich umbringen. Er wird mich umbringen. Nackte Panik fraß sich in ihr Herz, lähmte sie, ließ sie haltlos weinen.
Moment, was war das? Erst jetzt registrierte sie, dass sie nicht mehr im Auto saß, sondern auf ihren eigenen Beinen stand, beziehungsweise ging.
„Stopp!“, befahl er mit dieser seltsam heiseren und zugleich tiefen Stimme, die ihr eine Gänsehaut über den Körper jagte. Unter anderen Umständen hätte sie sie als wohlig empfunden, jetzt jedoch war sie nur angsteinflößend. So interessant die Stimme sonst vielleicht gewesen wäre, im Moment erschwerte diese leise, heisere Klangfarbe ihr das Verstehen seiner Worte. Da sie auf dem rechten Ohr seit zwei Jahren kaum noch etwas hören konnte und beim Aufprall mit dem Kopf ihr Hörgerät verloren hatte, musste sie sich sehr konzentrieren.
Er machte sich hinter ihr zu schaffen und dann war die Augenbinde weg.
„Weiter!“, forderte er.
Wie ein gehorsamer Hund setzten sich ihre Beine fast automatisch in Bewegung, den Flur entlang. Jetzt begriff sie erst so richtig, dass sie sich bereits in einem Haus befanden. Von wegen, er hatte keine Unterkunft in der Nähe! Lange gefahren waren sie nicht. Er hatte sie belogen. Doch mit ihrem jetzigen Wissen über ihn, überraschte sie das nicht weiter. Vor ihr kam eine offene Tür in Sicht, sie konnte eine Kellertreppe erkennen.
„Runter da!“, knurrte er.
Heilige Scheiße, sie war so in ihrer Angst gefangen gewesen, dass sie nicht mal mitbekommen hatte, wie er sie aus dem Auto hierhergeführt hatte. Sie konnte sich an nichts erinnern. Er hätte ihr die Augen gar nicht verdecken müssen. Doch jetzt holte die harte Realität sie wieder ein. Wenn sie da hinabstieg, wäre sie ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Eher würde sie sterben … und zwar wortwörtlich.
Ohne eine weitere Sekunde des Zögerns stoppte sie mitten im Schritt. „Nein!“, keuchte sie und fuhr herum, bohrte den Blick in seinen.
„Sofort!“
„Niemals!“
Er spannte den Abzug. „Wag es nicht!“
Doch sie hatte ihre Entscheidung getroffen: Sie sprang vor.
Plötzlich gab es einen ohrenbetäubenden Knall - etwas Heißes streifte ihr rechtes Ohr, schlug hinter ihr in die Wand. Reflexartig ging sie in die Knie, wartete auf den Schmerz, doch außer dem Brennen am Ohr fühlte sie nichts. Da wurde ihr klar, dass er danebengeschossen hatte. Ob aus Versehen oder mit Absicht, wusste sie nicht und war ihr egal.
„Der nächste sitzt!“
Er konnte sie mal ... Jetzt oder nie mehr! Ella sprang auf und zog das Knie hoch, rammte es ihm mit Macht in den Unterleib.
Er stöhnte auf und klappte zusammen.
Im selben Moment, als sie herumwirbelte, gab es einen weiteren Knall und ein Schlag wie Thors Hammer traf ihren Kopf. Alles wurde schwarz.
 

Während er zu Boden sackte, weil seine Beine nachgaben wie Geleestengel, als Höllenqualen in seinem Bauch explodierten, schien jemand die Zeit angehalten zu haben. Denn wie in Slow-Motion sah er das Blut aus Ellas rechter Schläfe hervorquellen, als sie umfiel.
Scheiße! Er fluchte. Dieses Weib hatte ihn ein weiteres Mal verblüfft … überrumpelt ... und ihm erneut ihren Willen aufgezwungen. Elendes Miststück!
Er hatte sich sicher gefühlt. Geglaubt, ihren Widerstand gebrochen zu haben. Weit gefehlt.
Die Entschlossenheit in ihrem Blick, kurz bevor sie ihn angegriffen hatte … unbeschreiblich. Wie eine Löwin hatte sie um ihr Leben oder vielmehr ihre Freiheit gekämpft. Denn offenbar hatte sie billigend in Kauf genommen, dass er sie kurzerhand erschoss. Anscheinend wollte sie lieber jetzt im Kampf sterben, als sich tatenlos ihrem Schicksal zu ergeben. Widerwillig musste er zugeben, dass sie ihm Respekt abnötigte. Jedenfalls für zwei Sekunden, bis die Qualen in seinem Leib ihn wieder daran erinnerten, dass sie ihm absichtlich gegen die Wunde getreten hatte. Fucking Bitch!
Auf allen vieren krabbelte er zu ihr. Shit, hoffentlich lebte sie noch.
Der Schuss hatte sich gelöst, als ihm die Pein durch den Körper fuhr. Gleichzeitig hatten die Schmerzen aber auch dafür gesorgt, dass er die Waffe verriss.
Die kleine Wunde an ihrem Ohr war nicht mal einen Blick wert, die hatte er genau kalkuliert. Im Prinzip hatte der Schuss sie dort nicht mal gestreift, es gab nur eine Rötung. Die an der Schläfe – der Unfall – war aber auf jeden Fall einen Blick wert. Verfickte Scheiße!
Er fasste ihr Kinn und drehte den Kopf zu sich. Augenblicklich durchströmte ihn eine geradezu absurde Erleichterung. Nur ein Streifschuss, nicht gefährlich. Der Puls bestätigte, dass sie nur bewusstlos war.
Zum Glück hatte er die Taschen bereits ins Haus gebracht und neben der Verbindungstür zur Garage fallen gelassen, bevor er die Frau aus dem Auto geholt hatte, um sie im Keller unterzubringen. Sie war so neben der Spur gewesen, dass sie nicht mal mitbekommen hatte, dass er sie für dreißig Sekunden allein im Auto gelassen hatte. Das Risiko hatte er problemlos eingehen können, da sie praktisch blind in der Garage gefangen gewesen war. Und dann war sie wie ein Lämmchen zur Schlachtbank vor ihm hergetrottet. Aber irgendwo zwischen Verbindungs- und Kellertür hatte sie mit einem Schlag ihren Mut wiedergefunden. Das Ergebnis lag nun vor ihm.
Unter Schmerzen rappelte er sich hoch, taumelte an der Wand entlang zurück zur Verbindungstür. Er spürte die Feuchtigkeit, die sich auf seinem Unterleib ausbreitete, und wusste auch ohne nachzusehen, dass die Naht wieder aufgeplatzt war. Oberfuck!
Mit ihrer Arzttasche in der Hand wankte er zu ihr zurück, sich immer wieder an der Mauer abstützend.
Er reinigte zunächst Ellas Wunde und schloss sie mit Klammerpflasterstreifen.
Erschöpft lehnte er sich neben ihr gegen die Wand, dann hob er sein Shirt an und sog scharf die Luft ein.
Das Weib hatte voll ins Schwarze getroffen. Etwa die Hälfte der Naht war aufgegangen und das Blut suppte aus ihm heraus. So gut es ging, säuberte er den Bereich und klebte die Wunde ebenfalls mit diesen Streifen zu. Anschließend pappte er noch eine Kompresse drüber. Blieb zu hoffen, dass das reichte … und dass es hielt.
Er benötigte dringend Ruhe, doch das konnte er sich nicht leisten, solange diese Verrückte neben ihm sich frei bewegen konnte.
Erneut rappelte er sich auf, packte sie am Kragen und zerrte sie unter großem Kraftaufwand ins Schlafzimmer. Danach holte er aus der Schublade der Kommode Handschellen, zwischen denen eine längere Kette gespannt war – eigentlich ein Spielzeug für seine sexuellen Neigungen, aber heute würde es einen anderen Dienst verrichten. Er klickte das eine Ende ums Handgelenk der Ärztin, deren Hände immer noch vom Kabelbinder aneinandergefesselt waren, das andere um eine Rippe des Heizkörpers. So konnte sie nicht weg und er hatte sie vom Bett aus im Blick.
Um ihn herum begann sich alles zu drehen. Fade presste Augen und Zähne zusammen und wartete darauf, dass der Schwindel nachließ. Verfluchte Scheiße!
Als es etwas besser war, schlurfte er lahmarschig wie ein Hundertjähriger zur Verbindungstür zurück, um sie abzuschließen und eine Flasche Wasser zu holen, die er mit zum Bett nehmen wollte.
Zurück im Schlafzimmer, stellte er die Flasche auf den Nachttisch und betrachtete die Frau einige Sekunden. Sie lag vor dem Heizkörper und atmete gleichmäßig. Er wandte sich dem Bett zu. Mit einem Mal kippte der Raum um ihn herum. Das letzte, was er spürte, war, dass er immerhin weich aufschlug …

Fünf
Ein gequältes Stöhnen drang in ihr Bewusstsein. Irritiert schlug sie die Augen auf und sah vor sich Fliesen und einen Bettpfosten. Sie lag seitlings auf dem Boden. Das Gefühl, dass ihr Kopf mit einem Presslufthammer bearbeitet wurde, ließ sie schmerzlich die Augen zukneifen. Sie wollte sich mit den Armen vorm Körper abstützen, doch es ging nicht. Ihre Hände waren völlig taub, schlimmer als eingeschlafen. Es klirrte, als sie es erneut versuchte. Sie öffnete die Augen wieder und ihr Blick fiel auf einen dunkelblonden Haarschopf, der über dem Bettrand hing. Auf einen Schlag fiel es ihr wieder ein.
Der Scheißkerl hatte sie niedergeschossen, aber offensichtlich lebte sie noch. Ihre Hände waren nach wie vor hinter dem Rücken gefesselt.
Im selben Moment drang erneut ein Stöhnen zu ihr herüber – dem Scheißverbrecher schien es schlecht zu gehen.
Jepp, sie hatte ihm in den Bauch gekickt, fiel ihr wieder ein, und scheinbar gut getroffen. Hoffentlich verreckte er.
Wieder das Klirren. Sie schaute nach, musste sich verrenken, und registrierte, dass er sie zusätzlich an die Heizung gekettet hatte. Dieser Wichser! Das bedeutete, sie kam hier nicht weg … vor allem nicht, wenn das Arschloch tatsächlich krepierte. Scheiße, was sollte sie dann tun? Er musste sie losmachen. Sie wollte nicht neben einer Leiche verdursten. Ella wog die Möglichkeiten ab und hatte plötzlich eine Eingebung. Keine Ahnung, ob das Wort eines Killers etwas zählte, aber sie sah eine Chance, wie sie ihr Leben vielleicht dauerhaft retten konnte. Sie musste es versuchen. Denn eines war ihr klar: Fade war nicht der Typ, der grundlos Gnade walten ließ, bloß weil ihm ihre Nase gefiel oder sie rumheulte. Das führte bei ihm wahrscheinlich eher zum Gegenteil. Er war ein Jäger, ein Predator, der nur Stärke akzeptierte.
Sie rollte sich auf den Rücken und schob sich mit den Füßen gegen den Heizkörper, dann drückte sie sich langsam in eine Sitzposition. In ihrem Kopf wummerte es lauter als auf einem Rammsteinkonzert. Als es etwas nachließ, so dass sie nicht das Gefühl hatte, der Kopf würde platzen, reckte sie sich, um Fade auf dem Bett betrachten zu können.
Er lag verdreht quer über der Matratze. Der Oberkörper auf dem Rücken, ab der Hüfte seitlings. Die Beine hingen drüben hinaus, der Kopf mit dem Gesicht zu ihr auf dieser Seite. Eine Hand presste er auf den Bauch, die andere hatte er unter sich begraben. Schweißperlen standen auf seiner Stirn.
Fest trat sie gegen den Bettpfosten. „Fade!“
Immer wieder trat sie dagegen – und jedes Mal dröhnte ihr Schädel, als hätte jemand den dicken Pitter im Kölner Dom geschlagen ‑ und rief Fades Namen ...
 

 

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